Politik

„Ich wünsche mir, dass das Ehrenamt ansprechender dargestellt wird“

In den Arbeitskreisen der Kindernothilfe engagieren sich Leute unterschiedlichen Alters. Sie wollen dazu beitragen, dass es in der Welt mehr Gerechtigkeit, weniger Armut und Benachteiligung gibt. Für Horst ist bürgerschaftliches Engagement seit jeher fester Bestandteil seines Lebens. Mit Sorge sieht er, dass das „Selbstlose“ und das „Für-Andere-da-sein“ immer mehr an Respekt verliert.

Horst, warum engagierst Du Dich?  

Ob in der Schule, im Studium oder parallel zum Beruf habe ich mich immer schon gerne engagiert, meistens in Gemeinschaft mit anderen. Die Arbeit macht Spaß, bringt Zufriedenheit, man lernt aus unterschiedlichen Bereichen und man lernt viel Neues kennen. Natürlich kommt Anerkennung dazu sowie ein größerer eigener Aktionskreis.

Was machst Du konkret?

Ich begann früh, mich als Jugendwart in einem Düsseldorfer Segelverein zu engagieren. Die Ausbildung war ein toller Einstieg. Ich war mit jugendlichen Seglerinnen und Seglern auf Regatten außerhalb unseres Reviers präsent und ich übernahm auch die Vertretung der Jugendabteilung im Club. Das war sozusagen die Fortführung meiner Arbeit als Klassensprecher während der Schulzeit.

Wie engagierst Du Dich heute?

Seit gut 20 Jahren bin ich nun schon Pate der Kindernothilfe. Seit mehr als zehn Jahren bin ich außerdem im Verwaltungsrat der Kindernothilfe Duisburg tätig und seit acht Jahren Mitglied und Vertreter des Kindernothilfe Arbeitskreises Berlin. Auf der Straße, bei Veranstaltungen und in Schulen informieren wir die Menschen über die Arbeit der Kindernothilfe. Meinem Engagement für den Sport bin ich dabei bis heute treu geblieben, heute kümmere ich mich als Vorstand eines der ältesten Berliner Segelvereine um das Sport- und Clubleben, was besonders während der Corona-Zeit eine Herausforderung war.

Welche weiteren Herausforderungen begegnest Du in Deinem Engagement?

Bürgerschaftliches Engagement gewinnt zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig erlebe ich eine abnehmende Bereitschaft, sich mittel- bis langfristig in und für die Gesellschaft zu engagieren. Die Bereitschaft ist kurzlebiger geworden, die Alternativen, seine Freizeit zu gestalten haben sich „explosionsartig“ vermehrt. Gleichzeitig sind die Lebensentwürfe individueller, vielleicht auch „egoistischer“ geworden; der zeitliche Raum für persönliches Engagement über Familie, Freunde, Jobs, Sport und Hobby hinaus wird als kleiner erlebt.

Von außenstehenden Personen wird das Ehrenamt teils als vorteilhafter Job wahrgenommen. Das Freiwillige, das Selbstlose, das Für-Andere-da-sein verliert an Respekt in der Gesellschaft, wobei der Respekt insgesamt auf der Strecke zu bleiben droht.

Was wünscht Du Dir für das ehrenamtliche Engagement?

Ich wünsche mir, dass das Ehrenamt neu und ansprechender dargestellt wird. Heutzutage möchte niemand mehr als „Ehrenamtliche“ oder „Ehrenamtlicher“ bezeichnet werden. Es ist wichtig, die Idee des Ehrenamts aufzuwerten, und das geht nicht nur durch mehr Wertschätzung. Ein Perspektivwechsel wäre hilfreich: Engagement verändert Dich, bereichert Dich und erlaubt Dir auch, etwas zu empfangen – nicht nur zu geben!


Ehrenamtliches Engagement ist eine starke und wertvolle Stütze unserer Gesellschaft. Es wirkt lokal, aber auch global – nicht nur, wenn es um Entwicklungszusammenarbeit geht. Die Schaffung eines Bewusstseins dafür, dass es Sinn macht, solidarisch zu sein, sich für Gerechtigkeit und eine nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft einzusetzen, bringt uns einer Welt näher, die allen Menschen eine bessere und sichere Zukunft ermöglicht. Mit der Blogserie „Eine-Welt-Engagement“, in der Menschen über ihren Einsatz für globale Gerechtigkeit berichten, möchte VENRO den Engagierten zu mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung verhelfen und auf die immense Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement hinweisen.

Erfahren Sie mehr über das vielfältige Engagement für globale Gerechtigkeit:

„Es sind die kleinen und großen Erfolge, die mich motivieren“ (Becki, Weltladen Greifswald)

„Alles fing an mit einer kleinen Anzeige in der Hamburger Morgenpost“ (Gabriele, Kindernothilfe)

„Ich möchte versuchen, die Welt ein Stückchen besser zu machen“ (Franziska, Oxfam-Shop)

„Die Politiknähe und die spannenden Menschen machen das Engagement so charmant“ (Ratin, Globale Bildungskampagne)

„Ich wünsche mir bessere Austauschmöglichkeiten für Freiwillige“ (Esthela, Erd-Charta-Netzwerk)