Politik

Soziale Sicherung auf Gemeindeebene: Ein möglicher Schlüssel zur Resilienz in Krisen

In einer von Krisen geplagten Welt ist es entscheidend, wie Gesellschaften auf diese Herausforderungen reagieren. Die effektive Verknüpfung von sozialer Sicherung und gemeindebasierten Unterstützungsmaßnahmen – Community Support – kann ein Schlüssel sein, um das Wohlergehen und die Resilienz von Individuen und ihren Gemeinschaften zu gewährleisten.

Bereits Artikel 22 der Allgemeinen Erklärung der Menschrechte von 1948 benennt soziale Sicherung als staatliche Fürsorgepflicht, durch welche allen Mitgliedern der Gesellschaft ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben gewährleistet werden soll. Das Minimum dieser Fürsorge wird international als „Social Protection Floors“ definiert: grundlegende Einkommenssicherung und der Zugang zu essentieller medizinischer Versorgung über den gesamten Lebenszyklus hinweg, insbesondere für vulnerable Personengruppen (vgl. ILO).

Je schwächer die soziale Sicherung, desto wichtiger der Community Support

Theoretisch kommen die meisten Staaten dieser Pflicht nach. Tatsächlich haben jedoch, laut dem World Social Protection Report 2020-22, 4,1 Milliarden Menschen (53 Prozent der Weltbevölkerung) keinerlei Zugang zu sozialer Sicherung. Vor allem im sogenannten Globalen Süden sind Menschen besonders gefährdet, keinen Zugang zu staatlichem Schutz zu haben. Kommen weitere Faktoren wie Genderdiskriminierung oder Behinderung hinzu, steigt das Risiko von Armut und Marginalisierung massiv an.

Staaten müssen weiterhin darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie ihre Fürsorgepflicht wahrnehmen müssen – jedoch ist dies nur begrenzt erfolgsversprechend. Wo keine oder limitierte Mittel vorhanden und Institutionen schwach sind, kann sich kein starkes System entwickeln.

Je schwächer die formellen Systeme der sozialen Sicherung, desto stärker sind die Menschen auf die informelle Unterstützung ihrer Community angewiesen. Gemeinschaften und zivilgesellschaftliche Akteure können weiterhin einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Resilienz von Individuen oder Gruppen zu erhöhen, sei es durch die Unterstützung und Etablierung informeller sozialer Sicherung oder durch langfristige Unterstützung innerhalb der Community. Informelle soziale Sicherungssysteme sind nicht-staatliche Unterstützungsangebote, die potenzielle externe oder persönliche Risiken adressieren. Das sind beispielsweise Spargruppen, die die ständig drohende Einkommensunsicherheit von Beschäftigten im informellen Sektor kompensieren können. „Community Support“ meint die unbezahlte und ungeregelte informelle Unterstützung durch das persönliche Umfeld oder aber auch formell organisierte Angebote durch zivilgesellschaftliche Akteure, den Privatsektor oder Vereine. Diese Unterstützung findet unabhängig von Krisensituationen statt.

Die gegenseitige Stärkung von sozialer Sicherung und Community Support

Ein gut funktionierendes soziales Sicherungssystem stärkt die Resilienz einzelner Individuen sowie das Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass effektive formelle und informelle Systeme unterstützt und implementiert werden, während gleichzeitig die Communities gestützt und gestärkt werden.

Starke lokale, nationale und internationale Zivilgesellschaft sowie Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit – mit einem Schwerpunkt auf Community Support – können dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Gemeinden zu fördern und die Wirksamkeit von sozialer Sicherung zu verbessern. Im Fokus müssen die Widerstandsfähigkeit und das Wohlergehen von Individuen und Gemeinschaften stehen, allen voran aber das derjenigen, die sonst meist vergessen werden.