Politik

Auf ein Menschenrecht sollte niemand warten müssen — WASH ist #weltweitwichtig

WASH ist #weltweitwichtig. Warum? Weil Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) unverzichtbar sind für das menschliche Überleben und die gesunde Entwicklung – für alle Menschen und überall. Entsprechend seiner großen Bedeutung muss WASH von der Bundesregierung politisch gestärkt werden, erklärt Thilo Panzerbieter, Sprecher des WASH-Netzwerks.

Wasser und Sanitärversorgung sind seit 2010 als Menschenrechte anerkannt. Trotzdem haben nach wie vor nicht alle Menschen Zugang zu einer angemessenen Grundversorgung. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zufolge leben weltweit circa 2 Milliarden Menschen, also etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung, ohne eine sichere Trinkwasserversorgung. 3,6 Milliarden Menschen leben ohne sichere Sanitärversorgung, davon verrichten 494 Millionen ihre Notdurft im Freien.

Jenen, denen der Zugang verwehrt wird, nimmt man eine gleichberechtige Chance zu Gesundheit, Sicherheit, Bildung und finanzieller Stabilität. Denn WASH verbessert und schützt die Gesundheit und stärkt die lokale Wirtschaft. Es ermächtigt Frauen und ermöglicht Kindern dauerhaft zur Schule zu gehen, insbesondere Mädchen, die während ihrer Menstruation oft dem Unterricht fernbleiben.

Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Agenda 2030 das Ziel gesetzt, die Verfügbarkeit von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten und Wasserressourcen nachhaltig zu bewirtschaften und damit globale Ungleichheiten abzubauen. WASH ist ein Kernbereich und Indikator für das übergeordnete Ziel der Agenda 2030: die Reduzierung von Armut. Entsprechend seiner großen Bedeutung muss WASH von der Bundesregierung politisch gestärkt werden. Für die kommende Bundestagswahl und darüber hinaus fordern wir:

1. Eine stärkere Armutsorientierung in der Entwicklungszusammenarbeit

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sollte der Grundsatz der nachhaltige Entwicklungsziele „Niemanden Zurücklassen“ gelten. Zum Grundsatz der Entwicklungsfinanzierung sollte es werden, proportional mehr Menschen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung zu ermöglichen als solchen, die bereits einen relativ guten Zugang haben.

2. Eine zentralere Rolle von WASH in der Pandemie(-bekämpfung)

Als Lehre aus der aktuellen Pandemie und zur Verhinderung zukünftiger Pandemien sollte verstärkt auf präventive Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gesetzt werden. Hierzu gehört unter anderem die Schaffung der Voraussetzungen und der Bildung zu Hygieneverhalten in der Gesellschaft, zum Beispiel an Schulen.

3. Stärkung von Frauen und Mädchen durch Verbesserung der Menstruationshygiene

Noch immer werden Frauen und Mädchen wegen ihrer Menstruation stigmatisiert und ausgegrenzt. Die Stigmatisierung der Menstruation muss beendet und die Geschlechtergleichheit gefördert werden – sowohl in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit als auch in der humanitären Hilfe. Es braucht ein gutes Menstruationshygienemanagement und mehr Aufmerksamkeit für das Thema reproduktive Gesundheit, um Frauen und Mädchen vor Krankheiten, Schulabbruch und negativen sozialen Normen zu schützen und um ihnen einen sicheren und würdevollen Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen.

Nur mit der politischen Stärkung von WASH kann die Agenda 2030 erfolgreich umgesetzt und einem großen Teil der Menschheit ein besseres Leben gewährt werden.

Weitere Informationen:
Gemeinsam mit VENRO hat das Deutsche WASH-Netzwerk – ein Zusammenschluss aus 25 deutschen Nichtregierungsorganisationen aus der humanitären Not- und Übergangshilfe und der internationalen Entwicklungszusammenarbeit – 2019 ein Positionspapier zu WASH (PDF) verfasst. Fachlich verdichtet und leicht verständlich erklärt das Papier auf wenigen Seiten die Querbezüge von WASH zu anderen Bereichen, darunter Inklusion, Bildung und Einkommen, Gesundheit, Ernährung, urbane Entwicklung, Nachhaltigkeit, Anti-Korruption und beleuchtet auch die Bedeutung von WASH im humanitären Kontext.


Dieser Artikel ist Teil unserer Themenreihe zur Bundestagswahl 2021, in der wir unsere Erwartungen für die kommende Legislaturperiode formulieren. Die Blogserie basiert auf unserem aktuellen Positionspapier Was jetzt #WeltWeitWichtig ist – Erwartungen an die Parteien zur Bundestagswahl 2021. Darin fordern wir die Parteien, die zukünftigen Abgeordneten und die kommende Bundesregierung auf, ihre Prioritäten auf eine nachhaltige Politik zu richten, die alle mitnimmt!

Lesen Sie mehr dazu unter www.weltweitwichtig.de.