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Gewusst wie: Stakeholder-Analysen und Wirkungslogiken

Was ist eine gute Stakeholder-Analyse und wie können wir komplexe Wirkungen einfach beschreiben und messen? Im Rahmen eines Workshops haben wir hierzu hilfreiche Antworten entwickelt.

Die VENRO-AG Wirkungsorientierung beschäftigt sich immer wieder mit der Frage, wie gute Evaluierungen aussehen. Dazu hat sie seit einigen Jahren einen fachlichen Austausch mit dem Deutschen Evaluierungsinstitut (DEval) etabliert. In diesem Rahmen fand 2019 ein Workshop zu Zielgruppenanalysen und Wirkungslogiken in Bonn statt. Einige wichtige Ergebnisse des Workshop „Relevance on the Ground? Werkstattgespräch zur Qualität von Stakeholder-Analysen & Wirkungslogiken“ stellen wir Ihnen hier vor.

Was ist eine Stakeholder-Analyse?

Eine Stakeholder-Analyse ist ein Tool, mit dem relevante Akteure für entwicklungspolitische Projekte identifiziert werden können. Es gibt unterschiedliche Tools zur Erstellung von Stakeholder-Analysen, diese können zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt werden. Ihre Erstellung sollte stets auf einem gemeinsamen Diskussionsprozess basieren.

Worum geht es bei der Theory of Change?

Theories of Change (ToCs) sind Theorien des Wandels und werden synonym zu Wirkungslogiken verstanden. ToCs dienen der Identifizierung von Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um langfristige Ziele zu erreichen. In der Regel werden Kausalfragen beantwortet, die dabei helfen, Wirkungszusammenhänge besser zu verstehen und aufzuschlüsseln. Komplexe Inhalte werden klar strukturiert und ihre Verbindung zueinander deutlich dargestellt. Die jeweiligen Kontexte – u.a. auch politische – werden in der Erstellung einer ToC berücksichtigt.

ToCs können ein gemeinsames Verständnis unter den Projektmitarbeitenden und Partnerorganisationen sowie Zielgruppen herstellen. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur Transparenz.

Die Komplexität von ToCs kann durch die Beteiligung möglichst vieler Stakeholder (bestenfalls auch Programmdesigner_innen) erfasst werden. Außerdem konzentriert man sich in der Regel auf einige wenige Wirkungsfelder, um die Komplexität zu senken. Die Erstellung einer ToC ist aufwendig, sie erleichtert jedoch spätere Prozessschritte.

Sie werden im Rahmen von Projekten, Monitoring und Evaluierungen genutzt. ToCs sind komplexer als andere Wirkungsmodelle, wie z.B. Logframes. Mit ToCs werden Ressourcen, Inputs, Wirkungsziele und Outputs in Verbindung gebracht und visualisiert. Dabei spielen Wirkungsmechanismen, auch Kausalmechanismen genannt, eine große Rolle. Sie beschreiben unter anderem, was zwischen Ursache und Wirkung passiert und wie die beobachteten Wirkungen generiert werden. Sie vermögen es, auch sich kontinuierlich verändernde Programme adäquat abzubilden.

Eine gute ToC setzt eine Stakeholder-Analyse voraus. Diese überprüft, ob eine Wirkungskette innerhalb eines Kontextes angemessen ist.

Theories of Change und Stakeholderanalysen partizipativ erstellen

Wichtig ist und bleibt: Sowohl Stakeholder-Analysen als auch ToCs sollten möglichst partizipativ erstellt werden und bestehende Machtverhältnisse berücksichtigen. Beide Tools ermöglichen es, Bezug zum jeweiligen Projektkontext zu nehmen. Sie erhöhen dessen Transparenz und verbessern das gemeinsame Verständnis aller Akteure.

In einem partizipativen Prozess ist es wichtig, die Terminologie für alle verständlich zu machen. Wissenslücken sollten stets transparent gemacht und Annahmen kritisch hinterfragt werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Soweit möglich, sollten Aussagen empirisch fundiert oder auf Erfahrungswissen basiert sein.

Wie kann eine Stakeholder-Analyse zur besseren Projektplanung und -durchführung führen?

Stakeholder-Analysen ermöglichen es uns, den Projektkontext zu verstehen. Durch die Analyse und Identifizierung relevanter Stakeholder (z.B. mit dem Tool Power Mapping) erkennt eine Organisation, an welchen Stellen sie Einflussmöglichkeiten hat. Darüber hinaus werden die Wirkung und die Effizienz von Projekten verbessert, da durch die Stakeholder-Analyse sichtbar wird, mit wem in Interaktion getreten werden muss und wo Projekte ansetzten sollten.

Regelmäßig angepasst macht die Stakeholder-Analyse wichtige Veränderungen bei Stakeholdern nachvollziehbar, z.B. durch größere politische Veränderungen oder Personalwechsel in Organisationen, auf die wir Einfluss üben möchten… Unsere Strategien können wir damit konstant anpassen.

Herausforderungen und Hindernisse

Wie geht man bei der Erstellung von Stakeholder-Analysen und Theories of Change mit Wissenslücken um? Und wie findet man eine gute Balance zwischen Einfachheit und komplexer Realität?

Wissenslücken können durch die fehlende Teilnahme relevanter Akteure und durch begrenzte Monitoring-Daten entstehen. Es ist oftmals eine Ressourcenfrage und zeitliche Herausforderung, möglichst viele Stakeholder einzubeziehen. Auch seitens der Stakeholder kann es Schwierigkeiten geben, beispielsweise aufgrund von anderen Arbeitszyklen, die eine Teilnahme an Prozessen erschweren. In einigen Fällen kann eine weitreichende Partizipation gar zu Schwierigkeiten und Interessenkonflikten führen.

Wie können wir damit Wirkungen erzielen?

Gute Stakeholder-Analysen und Wirkungslogiken sind zweckorientiert und haben einen entscheidenden Einfluss auf Prozesse, Projekte, Programme und Evaluationen. Einerseits, indem relevante Stakeholder identifiziert werden und Interaktionen effizienter gemacht werden; andererseits, indem ein gemeinsames Verständnis hergestellt und Wirkungen verständlich gemacht werden. Sowohl ToCs als auch Stakeholder-Analysen berücksichtigen mögliche Veränderungen. Maßnahmen können somit angepasst und überprüft werden, um gewünschte Wirkungen zu erzielen.

Jede Stakeholder-Analyse und jede ToC sind hilfreiche Schritte in Richtung Qualitätssicherung und Zielerreichung entwicklungspolitischer Projekte.


Mariama Jatta arbeitet in der Stabstelle Evaluation und Qualität bei unserer Mitgliedsorganisation medica mondiale. Lena Köhler ist Praktikantin bei DEval.