In diesem Jahr begeht VENRO sein 25-jähriges Jubiläum. Tillmann Elliesen, Redakteur des Magazins „welt-sichten“, hat die Arbeits des Verbands über Jahre kritisch begleitet. Im Gastbeitrag zum VENRO-Jubiläum schildert er seine Eindrücke von außen.
Ach ja, VENRO fordert mal wieder mehr Geld. Diesen Stoßseufzer habe ich früher im Büro regelmäßig von mir gegeben, alle Jahre wieder, wenn die Bundesregierung ihren Haushaltsentwurf vorgelegt und VENRO reflexartig kritisiert hat, für die Entwicklungszusammenarbeit springe zu wenig heraus. Dieses Ritual und nicht viel mehr habe ich lange mit VENRO verbunden, vor allem in der ersten Hälfte seines nun 25-jährigen Bestehens – was übrigens genau so lang ist, wie ich mich als Journalist mit Entwicklungspolitik befasse und die Arbeit des Verbands wohlwollend-kritisch verfolge.
Mein Blick ist also einer von außen – und es ist mir wichtig, das zu betonen. Denn ich weiß, dass VENRO nach innen von Beginn an viel geleistet hat, etwa durch Beratung und andere Hilfestellung für seine Mitglieder. Oder mit Leitfäden für Öffentlichkeitsarbeit oder Transparenz, die geholfen haben, der zivilgesellschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland Profil zu geben und sie zu professionalisieren.
Aber von außen betrachtet war VENRO für mich lange Zeit nicht so richtig interessant. Wenn ich für einen Artikel eine fachliche Auskunft brauchte oder eine Meinung, habe ich nicht bei VENRO angerufen, sondern bei einer seiner Mitgliedsorganisationen, von der ich mir in dieser Hinsicht mehr versprochen habe. Entwicklungspolitik wird oft ein Nischenthema genannt. In dieser Nische stand VENRO für mich früher selbst noch einmal in der Nische.
VENRO veröffentlicht seit zwanzig Jahren Positionspapiere, die wenigstens habe ich wohl zur Kenntnis genommen, viele deshalb nicht, weil ich nicht mitbekommen habe, dass es sie gibt. Über manche habe ich mich geärgert, etwa über das zur Bundestagswahl im Jahr 2013: Das las sich wie ein Katalog, in den jede Mitgliedsorganisation einen Wunsch schreiben durfte, irgendwie beliebig, ohne Fokus. Ich weiß: Es ist schwierig für einen Verband mit mehr als 130 Mitgliedern, eigenständig Themen zu setzen und sich prägnant zu positionieren. Aber genau das ist nötig angesichts der Dringlichkeit, mit der entwicklungspolitische Fragen bearbeitet werden müssten.
Und heute?
Ich finde, VENRO hat gerade in den vergangenen fünf, sechs Jahren sichtbare Schritte in die richtige Richtung getan. Der Verband ist als eigenständige Stimme heute deutlich präsenter als früher. Das liegt zum einen daran, dass seine Presseleute die Schlagzahl stark erhöht haben. Zum anderen liegt es aber eben auch daran, dass VENRO häufiger Duftmarken setzt, die mein Interesse als Fachjournalist wecken – etwa mit einer klaren Position zur Flüchtlingspolitik oder mit einem ausgezeichneten Bericht zu den Möglichkeiten und Grenzen von digitalen Technologien in der Entwicklungszusammenarbeit.
Fazit meines Blicks von außen: Aus seiner eigenen Nische in der Nische hat sich VENRO mittlerweile herausgearbeitet. Auf der Berliner Bühne für Entwicklungspolitik ist der Verband ohnehin fest etabliert. Jetzt muss es darum gehen, das Nischenthema in die Gesellschaft zu tragen. Denn dort wird sich entscheiden, ob eine Wende zu einer zukunftsfähigen Politik gelingt – in Deutschland und in der Welt. VENRO sollte in den kommenden Jahren seinen Teil dazu beitragen.
Tillmann Elliesen ist Redakteur bei „welt-sichten“.
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