Service

Partizipation: Wie können Kinder und Jugendliche in VENRO-Mitgliedsorganisationen mitentscheiden?

Die langfristige Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ist ein Thema, das auch viele VENRO-Mitglieder beschäftigt. Welche Beteiligungsmöglichkeiten es gibt und was dabei beachtet werden sollte, dokumentiert Tanja Funkenberg von unserer Arbeitsgruppe Kinderrechte anhand zweier Beispiele aus der Praxis.

In dem Workshop der VENRO-Arbeitsgruppe Kinderrechte am 2. Dezember debattierten VENRO-Mitgliedsorganisationen über die langfristige Partizipation von Kindern und Jugendlichen in den eigenen Organisationen. Dabei ging es nicht nur darum, wie Kinder und Jugendliche Vorschläge in eine Kinderrechtsorganisation einbringen, sondern wie sie auch über die Themenschwerpunkte oder über die strategische Ausrichtung mitentscheiden können. Im Rahmen des Workshops stellten Jugendliche von Plan International Deutschland und terre des hommes zunächst die Beteiligungsmöglichkeiten in ihren Organisationen vor:

Plan International Deutschland

Paula ist schon seit einigen Jahren aktives Mitglied im Jugendbeirat von Plan International Deutschland, der sich aus maximal 20 Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren zusammensetzt und sich alle zwei Wochen austauscht. Zu verschiedenen Themen bringen sie ihre Sicht in die Arbeit von Plan ein und besprechen sich dazu alle drei Monate direkt mit der Geschäftsführung. Zwei Jugendliche sind auch in der Mitgliederversammlung stimmberechtigt und stellen einmal jährlich die Arbeit des Jugendbeirats im Vorstand vor.

In Expert_innengruppen zu Themen wie Gender, Gesundheit oder Jugendpartizipation arbeiten die Jugendlichen mit Plan-Referent_innen zusammen, nehmen an Veranstaltungen teil, unterstützen die politische Arbeit und vernetzen sich – wie etwa die Gruppe Wirtschaftliche Teilhabe – mit anderen Jugendorganisationen. Zusammen veranstalten sie etwa vom 7. bis 14. Januar 2021 eine Themenwoche zur Forderung eines Lieferkettengesetzes. Dort diskutieren die Jugendlichen unter anderem mit verschiedenen Stakeholdern aus Politik und Wirtschaft die Relevanz des Gesetzes.

Die Jugendlichen tauschen sich digital über WhatsApp, MS-Teams oder E-Mail aus, teilen Aktionen und posten politische Beiträge in verschiedenen Sozialen Medien. Paula gibt allerdings auch zu bedenken, dass noch lange nicht alle Jugendlichen und jungen Menschen im Jugendbeirat repräsentiert sind und erzählt, dass der Jugendbeirat sich zum Ziel gesetzt hat, diversere Jugendliche zu erreichen und auch den Bewerbungsprozess inklusiver zu gestalten.

terre des hommes Deutschland

Eine andere Herausforderung ist die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Projektländern der weltweit agierenden Kinderhilfswerke. Denn hier stellt nicht nur die Sprache eine Herausforderung dar, sondern auch kulturelle Unterschiede oder technische Barrieren wie etwa eine stabile Internetverbindung. Mariana aus Brasilien konnte im Workshop sehr anschaulich darstellen, wie sie zum internationalen terre des hommes-Jugendnetzwerk gekommen ist und heute als Jugenddelegierte Mitglied in dem Gremium der Organisation ist, das die Umsetzung der strategischen Ziele von terre des hommes überwacht.

Über den Straßenfußball hat sie damals das regionale terre des hommes-Netzwerk in Lateinamerika mit aufgebaut. Dort wurde nicht nur über Fußball gesprochen, sondern auch über Themen wie Gender und Frieden diskutiert. Als Repräsentantin des regionalen Jugendnetzwerkes Lateinamerika hat sie die Jugendlichen auf der Delegiertenkonferenz von terre des hommes im Jahr 2018 vertreten und über die Strategie der nächsten fünf Jahre mitentschieden. „Die Meinungsbildung war ein aufwändiger Prozess und bedurfte eines langen und intensiven Dialogs mit den Jugendvertreter_innen aus Afrika und Asien“, so Mariana. Schließlich haben sie es aber geschafft, die terre des hommes-Kampagne My Planet – My Rights einzubringen und zu verabschieden. Im November 2020 ist die Kampagne weltweit gestartet. Im Workshop betonte Mariana, wie wichtig es sei, Teilhabe zu ermöglichen und nicht nur darüber zu reden.

Partizipation muss verbindlich verankert werden

Im Anschluss an die Präsentationen der Jugendlichen diskutierten die Teilnehmenden des AG-Workshops über Erfolgsfaktoren und Herausforderungen bei der Einführung und Weiterentwicklung von Beteiligungsformen. Dabei identifizierten die Vertreter_innen der unterschiedlichen VENRO-Mitgliedsorganisationen mehrere zentrale Punkte:

  • Die Partizipation von Kindern und Jugendlichen darf nicht nur Fotos verschönern, sondern muss fair und bedeutungsvoll gestalten sein;
  • Kinder aus schwierigen Lebensumständen müssen erreicht werden;
  • die Teilhabe muss auf institutioneller Ebene vom Management getragen und verbindlich verankert werden;
  • angemessene personelle, finanzielle und zeitliche Ressourcen müssen zur Verfügung gestellt werden.