Politik

“Ich möchte in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben”

Viele Verantwortliche und Mitarbeitende aus VENRO-Mitgliedsorganisationen haben sich verpflichtet, nicht mehr an geschlechtlich einseitig besetzten Podien teilzunehmen. Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch, ist ein Gender Champion der ersten Stunde. Im Interview berichtet er, weshalb er die Initiative unterstützt. 

Herr Bals, warum sind Sie Gender Champion geworden?

Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der Frauen und auch Personen, die sich einem Geschlecht zuordnen, gleichberechtigt leben können. Wir haben auch in unserem Vorstand darüber gesprochen und finden die Initiativ gut.

Welches Geschlecht überwiegt bei den Podiumsdiskussionen, an denen Sie als Inputgeber oder als Gast teilnehmen? Ist das abhängig von bestimmten Themen?

Ja, das ist abhängig von den Themen. Bei Klimaaußenpolitik, Flüchtlingspolitik oder Anpassungspolitik habe ich mehr Frauen auf Podien erlebt. Bei den Themen Sustainable Finance oder Erneuerbaren Energien mehr Männer.

Wurden Sie schon zu reinen Männerpodien eingeladen? Wenn ja, wie haben Sie reagiert?

Ja. Kürzlich habe ich bei einer Pressekonferenz zur Bretton Woods Reform, bei der ich als Redner eingeladen war, darum gebeten, dass eine Frau als dritte Rednerin dazu kommt. Das hat problemlos geklappt. Ein anderes Mal, bei einem Sustainable Finance Workshop, habe ich erst vor Ort realisiert, dass nur Männer als Redner eingeladen waren. Ich habe dann wenige Minuten vor Beginn eine sehr kompetente Frau angesprochen, ob sie bereit wäre, spontan auf die Bühne zu kommen, wenn sie aufgerufen würde. In meinem Eröffnungsstatement habe ich dann gesagt, dass wir über gerechte Regeln für den Finanzmarkt sprechen – und dass da auch die Gendergerechtigkeit dazugehöre. Ich machte darauf aufmerksam, dass hier nun lauter Männer auf der Bühne sitzen, um darüber zu reden, obwohl es sehr kompetente Frauen im Publikum gäbe, und schlug vor, ob wir nicht eine davon auf das Podium zu uns bitten können. Auch das hat geklappt

Wie stellen Sie sicher, dass bei Veranstaltungen von Germanwatch das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist?

Prinzipiell haben wir bei uns im Team eine sehr große Sensibilität für das Thema. Aber wir hatten gerade auch ein Problem. Zwei tolle Teamleiterinnen, deren Stelle durch Krankheit bzw. Weggang neu besetzt werden mussten, haben wir durch Männer besetzt. Und dass, obwohl wir lieber wieder Frauen eingesetzt hätten. Aber wir kamen – gemeinsam mit unseren Diversity-Beauftragten – zum Ergebnis, dass der Qualitätsunterschied zu groß war. Wir arbeiten nun an einer Strategie, wie wir die vorher erreichte Balance zwischen den Teamleiter_innen bald wieder herstellen können.


Mit der Aktion „Gender Champion” will VENRO zu größerer Geschlechtergerechtigkeit beitragen und fordern Konferenzleitungen und Veranstaltungsorganisator_innen auf, dies ebenfalls zu tun. Die Aktion greift eine Idee auf, die bereits auf internationaler Ebene von einem Netzwerk von Führungskräften aus internationalen Organisationen und Regierungsvertreter_innen umgesetzt wurde. Interesssierte sind herzlich eingeladen, sich der Aktion anzuschließen.

Unseren „Aufruf zum Mitmachen” finden Sie unter www.gender-champions.de.