Am 12. Dezember 2017 wurde Dr. Bernd Bornhorst als VENRO-Vorstandsvorsitzender wiedergewählt. In unserem Interview spricht er über die zukünftigen Herausforderungen für den Verband sowie die Wertschätzung von Zivilgesellschaft und Entwicklungspolitik.
Welche Aufgaben wollen Sie als wiedergewählter VENRO-Vorstandsvorsitzender angehen?
Dr. Bernd Bornhorst: „Es bleibt natürlich eine der zentralen Aufgaben von VENRO, unsere 128 Mitgliedsorganisationen so zu unterstützen und als Verband für ihre Belange so einzutreten, dass sie ihre Aufgaben gut erfüllen können. Wir wollen klare Zeichen setzen und deutlich machen, dass wir unseren Kindern und den Kindern aller Menschen nur eine lebenswerte Zukunft hinterlassen können, wenn der drängende Umstieg in eine nachhaltige und menschenfreundliche Gesellschaft gelingt. Das ist leicht gesagt und bedeutet in der Realität, die Agenda 2030 ernst zu nehmen. Wir müssen aufhören mit der Ausbeutung von Mensch und Natur im Süden sowie im Norden und umsteuern. Wir brauchen eine Welt, in der die Menschenwürde und ein Leben in Einklang mit der Natur in den Mittelpunkt gestellt werden.“
Haben Sie eigene persönliche Vorsätze für die Aufgaben, die vor Ihnen liegen?
Dr. Bernd Bornhorst: „Für die erste Jahreshälfte wird es sehr wichtig sein, die Kontakte zu den neuen Abgeordneten im Bundestag und den Ministerien herzustellen. Bis jetzt wissen wir noch nicht, von wem sie geführt werden. Ihnen gegenüber wollen wir vermitteln, warum Entwicklungspolitik kein Randthema ist, sondern die zentralen Herausforderungen unseres gemeinsamen Zusammenlebens auf diesem Planeten berührt. Das habe ich mir fest vorgenommen. Doch eigentlich bin ich nicht der Mensch für große Vorsätze, wie man sie sich zu Beginn eines neuen Jahres stellt. Wenn es mir weiterhin gelingen würde, mein Engagement für VENRO, meine Arbeitszeit für MISEREOR und die Zeit für meine Familie einigermaßen im Gleichgewicht zu halten, wäre ich schon sehr zufrieden.
Ich freue mich jedenfalls über die große Zustimmung, die die Mitglieder mir entgegen gebracht haben. Ich werte das als Zeichen, dass wir in den letzten Jahren viel getan haben, was auch den Mitgliedsorganisationen wichtig war und sie in ihrer Arbeit unterstützt hat.“
Was sind die größten Herausforderungen für VENRO im nächsten Jahr?
Dr. Bernd Bornhorst: „Verbal wird die Zivilgesellschaft hierzulande und in vielen Ländern sehr wertgeschätzt. In der Realität müssen wir immer häufiger dagegen kämpfen, dass Freiräume eingeengt werden oder man uns als Erfüllungsgehilfen für staatliche Politik betrachtet. Dem müssen wir klar und rechtzeitig entgegentreten. Wir wollen auch deutlich machen, dass die notwendigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen gar nicht ohne die Zivilgesellschaft funktionieren werden.
Eine weitere Herausforderung für VENRO und für die Entwicklungspolitik insgesamt ist die zunehmende Instrumentalisierung von Mitteln aus der Entwicklungszusammenarbeit. Wir müssen darauf achten, dass EZ-Mittel nicht für die Sicherheitspolitik oder zur Abwehr von Flüchtlingen missbraucht werden.
Schließlich erfordern die multiplen Krisen und die globalen Herausforderungen, dass wir intensiver in anderen politischen Feldern, z.B. in der Finanzpolitik, aus entwicklungspolitischer Perspektive arbeiten und dafür die Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Akteuren, beispielsweise der Privatwirtschaft, suchen. Das wollen wir auch gegenüber den neuen Abgeordneten im Bundestag deutlich machen.“
Eva Wagner | VENRO |