Politik

Sparen im Handy

Gesundheitsfinanzierung braucht neue Ideen und innovative Tools. mAkib’Afya, was übersetzt „Sparen für Gesundheit“ heißt, ist ein solches Instrument. Der schnelle Anstieg der Nutzungszahlen gerade unter Menschen mit geringem Einkommen zeigt, dass sie diese Sparmöglichkeit sehr schätzen – und mit kleinen Beträgen das Risiko der Verarmung durch Krankheit mindern können.

Im Südkivu im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo haben viele Menschen aufgrund ihrer Armut nur sehr eingeschränkten Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung. In der Regel verliert die finanzielle Vorsorge für Gesundheit in Zeiten des Wohlbefindens gegen konkurrierende Ausgaben, z.B. für Schulgeld. Wenn Krankheit dann doch eintritt, werden Haushalte nicht selten in die Armut geworfen, um Behandlung bezahlen zu können. In diesem Kontext haben die gemeinnützigen Partner Deutsches Institut für Ärztliche Mission (www.difaem.de), mTOMADY (www.mTOMADY.com) und DOM-ECC (http://ecc.faithweb.com) das Instrument mAkib’Afya eingeführt. Dies ist ein virtueller Geldbeutel, der in das Menü des Bezahldiensts von Mobilfunkanbietern eingebettet wird. Wann immer es möglich ist, wird mit wenigen Klicks ein kleiner oder größerer Betrag vom Handy-Geldkonto in das Sparkonto für Gesundheit geschoben. Einmal dort, kann er nur für Gesundheit in Vertragseinrichtungen ausgegeben werden.

In der DR Kongo war am Pilotprojekt ein großes Telekommunikationsunternehmen beteiligt. In diesem Rahmen sparen und bezahlen jetzt über 1.000 Menschen mit mAkib’Afya eigenverantwortlich für ihre Gesundheitsversorgung. Bei Bedarf können sie über das Tool zweckgebundene finanzielle Unterstützung erhalten oder selbst gesundheitsgebundenes Geld an Freunde und Familie schicken. Das System arbeitet im einfachen USSD-System des Angebots für mobiles Geld des Telekommunikationsanbieters. Das System ist offline und online verfügbar, die Daten liegen in einer Cloud und sind über einen Server in Frankfurt gesichert. Ein Bankkonto ist nicht nötig, wohl aber eine SIM-Karte bzw. ein Handy. Die Rechnungen der Gesundheitseinrichtungen werden automatisch auf abweichende Preise und manuell auf Plausibilität geprüft. So können Patienten einerseits sicher sein, nicht zu viel zu bezahlen. Die Gesundheitseinrichtungen können andererseits schon im Vorfeld überprüfen, ob der Patient oder die Patientin ausreichende Mittel in der angesparten Geldbörse hat. Verzögerungen und Ärger um unbezahlte Rechnungen werden so vermieden, Prozesse vereinfacht.

Der eigenverantwortliche Ansatz schließt eine Lücke

Eine Evaluierung des Instruments „Sparen für Gesundheit“ zeigte, dass gerade Menschen mit niedrigem Einkommen diese Sparmöglichkeit sehr schätzen. Mit kleinen Beträgen können sie das Risiko der Verarmung durch Krankheit mindern. Das System bietet darüber hinaus Gesundheitseinrichtungen den Vorteil, leichter ins digitale Management einzusteigen, auch wenn hier noch Herausforderungen wie den Internetkosten und der anfangs ungewohnten Mehrarbeit beizukommen ist.

Am 28. Januar 2025 diskutierten in Berlin VENRO-Mitglieder und andere Expertinnen und Experten, wie das Tool weiter vorangebracht werden kann. Die große Mehrheit der Teilnehmenden an dem Workshop sah ebenfalls großes Potenzial in dem Ansatz „Sparen für Gesundheit“. Besonders der innovative, niedrigschwellige Ansatz mit Betonung auf Eigenverantwortlichkeit begeisterte, da er eine Lücke schließt, die bisherige Ansätze zu Kleinstkrankenversicherungen und Förderung von Gesundheitseinrichtungen außer Acht gelassen haben. Der schnelle Anstieg der Nutzungszahlen gerade unter Menschen mit geringem Einkommen spricht für eine Skalierung, zunächst regional und dann weitergehend. Dafür kann das System immer weiter angepasst und verbessert werden

Das Tool mAkib’Afya ist nicht nur ein Werkzeug für gute Zeiten. Auch mit Blick auf den Klimawandel und dadurch hervorgerufene Naturkatastrophen sowie im Kontext von kriegsbedingter Vertreibung kann diese Anwendung dazu beitragen, vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Zeiten der Not den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern.


Ute Papkalla unterstützt als Referentin beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm) Gesundheitssysteme in ihrer Qualität, durch digitale Lösungen, mobilfunkbasierte Finanzierung und Infrastruktur.