Politik

1. Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz: Es braucht mehr Reichweite, Kontroverse und Transparenz

Abschlussfoto des Events zu gerechter Finanzarchitektur

Ein Anfang ist gemacht: Die Hamburg Sustainability Conference soll als unverzichtbares internationales Format zum Thema Nachhaltigkeit etabliert werden. Die erste Ausgabe verlief vielversprechend, gleichwohl gibt es noch Potenzial nach oben. VENRO-Bereichsleiterin Anke Kurat hat dafür drei konkrete Vorschläge.

Am 7. und 8. Oktober fand erstmals die Hamburg Sustainability Conference (HSC) statt. Ich war Teil unserer kleinen VENRO-Delegation und intensiv in die Vorbereitung eines Events zur fairen und gerechten Finanzarchitektur eingebunden.

In diesen krisengeschüttelten Zeiten ist es von zentraler Bedeutung, dass nachhaltige Themen und multilaterale Prozesse von der Bundesregierung weit oben auf die politische Agenda gesetzt werden. Die internationale Gemeinschaft hinkt bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) hinterher und braucht dringend neuen Schwung. Nur wenige Tage vor der Konferenz haben die Vereinten Nationen (UN) auf dem Summit of the Future in New York den Zukunftspakt verabschiedet, der jedoch in vielen Punkten unkonkret blieb. Das Treffen in Hamburg bot nun die erste Gelegenheit, herausgehobene und auch kontroverse Themen offen zu diskutieren. Die Diskussionen reichten von spezifischen Themen wie „Vertrauensbildung durch Blockchains in der grünen Finanzierung“ bis hin zu übergeordneten Fragen wie „Wie geht es nach dem UN-Zukunftsgipfel weiter?“. Gelungen waren die verschiedenen Austauschformate, Netzwerkmöglichkeiten und die dazu gehörige Konferenz-App.

Mehr als 1.600 Menschen aus 102 Ländern nahmen an der Konferenz teil – eine beeindruckende Zahl. An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten zu dieser erfolgreichen Veranstaltung gratulieren. Im Juni 2025 ist bereits die zweite HSC geplant. Aus meiner Sicht kann dieses Konferenzformat noch mehr Potenzial entfalten. Dafür möchte ich drei Vorschläge machen, die miteinander zusammenhängen.

1. Mehr Reichweite

Die Reichweite der Konferenz war gemessen an der Zahl der Teilnehmenden nicht ausreichend. Anfragen bei unseren internationalen Partnernetzwerken in Europa sowie in anderen Weltregionen wie etwa in Indien, Brasilien oder Äthiopien haben gezeigt, dass die HSC außerhalb des Kreises der eingeladenen Teilnehmenden kaum bekannt war – weder in der Zivilgesellschaft noch teilweise auf Regierungsebene.

Zahlreiche große, namhafte und repräsentative Bündnisse, Organisationen und Institute, sowohl international als auch national, wie zum Beispiel VENRO, haben sich an der Konzeption und Organisation der verschiedenen Formate beteiligt. Dieses Engagement wurde im Programm jedoch nicht ausreichend hervorgehoben. Dabei könnten die beteiligten Akteur_innen viel stärker in die Breite wirken. Bei der nächsten HSC sollte dieses Potenzial und Engagement sichtbarer gemacht und gezielt genutzt werden.

2. Mehr Kontroverse

Im Programm der HSC standen sehr spannende Themen zur Diskussion, wie zum Beispiel die „Faire Besteuerung der Ultrareichen“. Es ist positiv hervorzuheben, dass Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze sich persönlich für dieses Thema stark macht. Allerdings hätte ich mir in dieser Debatte mehr kontroverse Auseinandersetzungen gewünscht.

In der Zusammenfassung der Konferenzergebnisse wird das Unterstützerbündnis für eine globale Milliardärssteuer ausdrücklich erwähnt. Jedoch spricht die Bundesregierung in dieser Frage nicht mit einer einheitlichen Stimme. Das Bundesministerium der Finanzen bremst diesen Vorstoß.

Eine stärkere zivilgesellschaftliche Stimme wäre in dieser Diskussion hilfreich gewesen. Die Bundesregierung muss sich klar im Kontext der G20 und im Prozess um die UN-Rahmenkonvention zur internationalen Besteuerung von Superreichen positionieren.

Insgesamt zeigen die statistischen Angaben zur Teilnahme, dass die Zivilgesellschaft deutlich unterrepräsentiert war. Hier sollte nachgesteuert werden.

3. Mehr Transparenz

Ein entscheidender Gewinn wäre es, bei der Organisation und Durchführung der Konferenz mehr Transparenz zu gewährleisten. Die Gesamtkonzeption des Programms war für einige Mitgestaltende nicht einsehbar, und bei der Darstellung der Ergebnisse wurde auf interne Absprachen verwiesen. Aus Sicht der Zivilgesellschaft ist es daher schwierig, einzelne Resultate angemessen zu bewerten. Es wäre zudem wünschenswert gewesen, am Ende eines Konferenztages ein informatives Briefing mit internationalen Gästen zu erhalten, um die zentralen Themen und Ergebnisse der Konferenz besser zusammenzufassen.

Die HSC sollte sich in den kommenden Jahren als unverzichtbares Format etablieren. Wir als Dachverband der entwicklungspolitischen und humanitären Nichtregierungsorganisationen möchten gemeinsam mit unseren internationalen Partnern auch zukünftig gerne unseren Beitrag dazu leisten.