Politik

Bildung stärken: Wie der BNE-Bericht der Bundesregierung wirkungsvoller werden kann

Der Bericht zur Bildung für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung ist selbst unter BNE-Fachleuten weitgehend unbekannt. Eine neue zivilgesellschaftliche Publikation stellt die zentralen Schwachstellen des Berichts dar und gibt Empfehlungen, wie der Bericht künftig zu einem sichtbaren und wirkungsvollen Instrument werden kann.

Einmal pro Legislaturperiode veröffentlicht die Bundesregierung einen Bericht zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Im sogenannten BNE-Bericht stellt sie die Aktivitäten der Bundesministerien und der Länder zur Umsetzung von BNE in Deutschland dar. Der BNE-Bericht der Bundesregierung wird vom Ministerium für Bildung und Forschung koordiniert und von allen beteiligten Ressorts gefüttert. Er soll einen Überblick über BNE-Projekte und Maßnahmen in den unterschiedlichen Bildungsbereichen (frühkindliche Bildung, Schule, berufliche Bildung, Hochschule, non-formales und informelles Lernen/Jugend, Kommunen) geben und damit zur Verankerung von BNE in Deutschland beitragen.

Dem BNE-Bericht der Bundesregierung fehlt es allerdings an Sichtbarkeit und an Wirksamkeit. Selbst unter zentralen Akteur_innen der BNE ist der Bericht weitgehend unbekannt. Damit kann der Bericht trotz seines Potenzials keine Wirkung in der Umsetzung von BNE entfalten.

In der Publikation „Bildung stärken, Zukunft schaffen“ kommentiert VENRO gemeinsam mit dem Deutschen Bundesjugendring und dem Bündnis ZukunftsBildung den BNE-Bericht der Bundesregierung. Die Publikation stellt die zentralen Schwachstellen des Berichts dar und gibt Empfehlungen, wie diese behoben werden können, damit er zu einem wirkungsvollen Instrument in der Umsetzung von BNE in Deutschland werden kann. In vertiefenden Kapiteln werden zudem Empfehlungen für einzelne Bildungsbereiche formuliert. An der Erstellung der Publikation waren zahlreiche Bildungsexpert_innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft beteiligt.

Wie kann der Bericht seine Wirkung entfalten?

Damit der BNE-Bericht der Bundesregierung zukünftig zu einem sichtbaren und wirkungsvollen Instrument zur Umsetzung von BNE in Deutschland wird, müssen aus Sicht der Herausgebenden in erster Linie folgende Aspekte angegangen werden:

  • Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des BNE-Berichts zum Ende einer Legislaturperiode ist ungünstig. Der Bericht fällt ins Niemandsland zwischen zwei Legislaturperioden und wird kaum wahrgenommen. Der Bericht sollte stattdessen in der Mitte der Legislaturperiode veröffentlicht und im Rahmen einer Konferenz mit Fachpublikum diskutiert werden.
  • Der BNE-Bericht der Bundesregierung erscheint als eine rein deskriptive Zusammenstellung einzelner unzusammenhängender Maßnahmen. Einen roten Faden und eine kohärente Strategie zur Umsetzung von BNE weist er nicht auf. Schwachstellen werden nicht analysiert. Damit kann der Bericht nicht zur angestrebten strukturellen Verankerung von BNE beitragen, obwohl sich die Bundesregierung mit ihrem Commitment zum UNESCO-Programm BNE2030 dazu verpflichtet hat. Zukünftig sollten im Bericht nicht länger einzelne Leuchtturm-Projekte vorgestellt werden. Stattdessen sollte der Fokus stärker auf die strukturelle, langfristige und flächendeckende Verankerung von BNE gesetzt werden. Dazu gehört auch, Schwachstellen zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu formulieren. Eine stärkere Verknüpfung mit der Forschung des Institut Futurs ist empfehlenswert.
  • Das Verständnis von BNE im Bericht ist zu unscharf. Viele der dargestellten Projekte und Programme werden dem ganzheitlichen, systemischen und handlungsorientierten Konzept von BNE nicht gerecht und bleiben damit weit hinter den Ansprüchen des UNESCO-Programms BNE2030 zurück. Bei der Auswahl der Projektbeispiele im Bericht sollte stärker darauf geachtet werden, den innovativen Charakter und die Alleinstellungsmerkmale von BNE darzustellen, statt althergebrachte Aktivitäten zu BNE umzudeklarieren.
  • Im Bericht wird nicht sichtbar, welchen Beitrag zivilgesellschaftliche Akteur_innen zur Umsetzung von BNE leisten. Dabei sind sie zentrale Schlüsselfiguren, um BNE in die Breite der Gesellschaft zu tragen. Der Beitrag der Zivilgesellschaft sollte im Bericht wertschätzend sichtbar gemacht werden.
  • Die Nationale Plattform BNE sollte an der Erstellung des Berichts stärker beteiligt werden. Die Nationale Plattform ist gemeinsam mit ihren Fachforen und Partnernetzwerken das zentrale Gremium zur Umsetzung von BNE in Deutschland und bringt Akteur_innen aus Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form zuerst in der Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik (ZEP), Ausgabe 2/23, erschienen.